EN 388:2016: Neues Schnittschutz-Prüfverfahren für Schutzhandschuhe
Mit der neuen EN 388:2016 wurde das Schnittschutz-Prüfverfahren von Handschuhen erweitert.
Alleine in Österreichs Betrieben passieren laut AUVA jährlich 86.000 Hand- und Armverletzungen. Ein Großteil davon wäre jedoch vermeidbar. Häufig wird ein falscher oder ein beschädigter Schutzhandschuh eingesetzt. Ein weiteres Problem ist, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Schutzhandschuhe nicht routinemäßig tragen, sondern nur dann, wenn sie sich offensichtlich in einer gefährlichen Situation befinden.
Die neue EN 388 soll die Auswahl des jeweils richtigen Schutzhandschuhs für die verschiedenen Tätigkeiten und Aufgaben während eines Arbeitstages erleichtern.
In der neuen EN 388 wurde das Prüfverfahren für Schnittschutzhandschuhe um den TDM-Test gemäß EN ISO 13997 erweitert. Eine Überarbeitung der Norm war notwendig, da die stetig weiterentwickelten Schnittschutzmaterialien (z. B. Glas- oder Stahlfasern) die kreisförmig rotierenden Klingen beim bisher durchgeführten Coup-Test häufig abstumpfen lassen. Dies führt zu verfälschten Schnittschutz-Ergebnissen.
Stumpft die rotierende Klinge beim Coup-Test über einen genormten Wert ab, muss der Schnittschutzhandschuh nach dem TDM-Verfahren getestet werden. Das Ergebnis des Coup-Tests kann zusätzlich angegeben werden.
Überschreitet der Verschleiß der Klinge den Richtwert nicht, gilt der Coup-Test weiterhin als Referenz und das Ergebnis muss ausgewiesen werden. Hier kann der TDM-Test wahlweise durchgeführt werden.
Leistungsstufen:
a | Abriebfestigkeit: 0–4 |
b | Schnittfestigkeit: 0–5 |
c | Weiterreißfestigkeit: 0–4 |
d | Durchstichfestigkeit: 0–4 |
e | Schnittschutz gemäß EN ISO 13997: A–F |
f | Aufpralldämpfung gemäß EN 13594: bei positivem Testergebnis Kennzeichnung P |
Wird bei Handschuhen, die die Klinge beim Coup-Test abstumpfen lassen, das Ergebnis aus dem Coup-Test nicht angeführt (optional), steht an dieser Stelle ein X, z. B. 4X21E.
Das neue Testverfahren prüft die Haltbarkeit eines Handschuhs gegen einen scharfkantigen Gegenstand bei einmaligem Kontakt unter unterschiedlichem Kraftaufwand (2–30 Newton).
Eine lange gerade Klinge bewegt sich dabei mit einer Geschwindigkeit von 2,5 mm/sec einmal 20 mm über das gebogene Probenstück. Pro Durchgang wird eine neue Klinge eingesetzt und der Druck um jeweils 2 Newton erhöht. So wird die minimale Kraft bestimmt, die notwendig ist, um das Prüfmuster zu zerschneiden.
Der TDM-Test ist für Tätigkeiten repräsentativ, bei denen Kraft aufgewendet werden muss oder Schnittverletzungen durch Stöße drohen, z. B. Schneiden mit einem Cuttermesser.
Leistungsstufen | A | B | C | D | E | F |
Schnittfestigkeit (Newton) | 2 | 5 | 10 | 15 | 22 | 30 |
gering | mittel | hoch | sehr hoch |
Dieser beschreibt den wiederholten Kontakt mit einem scharfkantigen Gegenstand bei geringem Kraftaufwand.
Dabei bewegt sich ein rotierendes Kreismesser, auf das eine geringe Kraft von 5 Newton (etwa 500 g) wirkt, auf dem Prüfmuster hin und her und dreht sich gegenläufig zur Bewegung. Es wird die Anzahl der Zyklen ermittelt, die benötigt wird, um das Probenstück zu zerschneiden.
Der Coup-Test ist repräsentativ für Arbeiten mit scharfen, relativ leichten Gegenständen und Arbeiten, bei denen keine Schnittverletzungen durch Stöße drohen (z. B. durch eien abrutschende Hand).
Leistungsstufen | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Schnittfestigkeit (Faktor) | 1,2 | 2,5 | 5 | 10 | 20 |